29. Juli 2014 Christian Heep

Reset..?

Editorial von Christian Heep, Vize-Präsident im Bundesverband eMobilität und Chefredakteur der NEUEN MOBILITÄT / Sonderausgabe 2014 / Who is Who

Als Reset wird ein Vorgang beschrieben, der ein zumeist elektronisches System in einen vordefinierten Anfangszustand zurücksetzt. Dies kann erforderlich sein, wenn ein System nicht ordnungsgemäß funktioniert oder auf Eingaben nicht mehr reagiert.

Die Idee einer philosophischen Verwendung dieses Zurücksetzens ergibt jedoch nur dann Sinn, wenn es einen Ausgangs-Zustand gibt, der besser geeignet erscheint unsere Zukunft in verschiedenen Systemen oder Bereichen zu lenken.

Nun leben wir in einer sehr komplexen und systemübergreifend organisierten Welt und es würde wohl keinen Sinn machen, noch einmal ganz vorne anzufangen. Wohin wollten wir auch mit einer hypothetischen Zeitmaschine springen und was würden wir nach diesem Neuanfang tatsächlich anders machen..? Ohne die Errungenschaften und das Wissen, das wir in den letzten Jahrhunderten angesammelt haben. Zudem hätten wir aus unseren vielen Fehlern auch keine lehrreichen Schlussfolgerungen ziehen können..

Unter Reset ist vielmehr die Wiederherstellung eines Zustandes vor Eintritt von Störungen und Schädigungen gemeint.
Ein Reset in zwei Richtungen, der bereits gelebte Erfahrungsmuster hinterfragt und in einer systemischen Evolution zu etwas besserem transformiert: Das Richtige machen.

Ein Neustart, der sich heute bereits erkennen lässt: Die Neue Mobilität und die Neue Energie – um nur zwei Bereiche zu nennen, die wir als Energie- und Mobilitätswende kennen.

Entscheidungen, die auf dem jeweiligen Stand von Forschung und Wissenschaft in Bezug zu sozial-ökonomischen Bedingungen und ökologischem Anspruch getroffen wurden und die zu einem Zeitpunkt richtig und nachvollziehbar waren, sind es zu einem späteren womöglich nicht mehr und sollten sich entsprechend anpassen. Die Verzögerung dieser Entwicklungsbereitschaft durch tradierte und in der Vergangenheit leider oftmals industriepolitisch geprägte Interessen, widerspricht in zunehmendem Maße dem geforderten Prinzip eines sozialen, ökologischen und auch ökonomischen Imperativs.

Wir können uns nicht mehr wirklich lange Fehlentwicklungen leisten. Die Fehler, die wir brauchten, um daraus zu lernen, haben wir alle schon gemacht, bzw. es bleibt zu hoffen, dass uns weitere Katastrophen möglichst erspart bleiben.
Dieser Text will versuchen, ein Gefühl dafür zu vermitteln, dass wir tendenziell auf einem guten Weg sind. Dass Begriffe wie Ethik, Moral, Respekt und Nachhaltigkeit die hohen Wertvorstellungen definieren, mit denen wir in der Lage sind die Probleme unserer Welt in den Griff zu bekommen.

Alle Probleme. Denn die Erkenntnis hinter diesem Verständnis lässt sich auf alle Lebensbereiche und Missstände anwenden. Und ich denke nicht, dass dieser Anspruch zu hoch gesteckt ist oder gar utopisch. Er steht vielleicht im Widerspruch zu den Interessen einzelner Systeme und ist damit in Bezug auf das derzeitige Machtgefüge tatsächlich weltfremd, aber deswegen keineswegs nicht erstrebenswert.

So liegt es also wieder bei jedem einzelnen, sich zu hinterfragen, Muster zu durchbrechen, neu zu denken und stets nach bestem Wissen und Gewissen so zu handeln, dass subjektive und objektive Grundsätze in Einklang stehen.

Da wir alle mehr oder weniger in verantwortlichen Positionen sind, sei es in der Verantwortung für ein Unternehmen, in der Politik oder in der Familie, gibt es vielfältige Möglichkeiten diesem Ausgleich zwischen Imperativ und Maxime den gebührenden Raum zu geben.
Dies gilt natürlich insbesondere der Verantwortung unseren Kindern gegenüber. In einer globalisierten Welt gilt es aber eben auch für die Menschen in anderen Ländern, deren Nachkommen und deren Umwelt. Eine private und beruf-liche Ausrichtung hin zu dieser intergenerativen Gerechtigkeit hat großes Potential Blickwinkel auf alle möglichen Lebens- und Wirtschaftsbereiche neu zu justieren und über vermeintlich Gegebenes erneut nachzudenken. Dieser Wille verhilft der Green Economy zum großen Durchbruch. Und genau dieser Wille wäre es auch, der viele weitere Systemfehler in unserer Gesellschaft aufzeigen könnte..

Diese Selbstreflexion und die Erkenntnis, dass wir die Geschicke unserer Welt selbst lenken und eben auch zu verantworten haben, ist der Schlüssel in eine bessere Welt. Für die Zukunft der Energiewirtschaft bedeutet dies den Fokus in Richtung 100% Erneuerbare Energien. Eine ressourcenschonende, effiziente, klima- und umweltschonende Energieversorgung auf Basis intelligenter Netze. Die Neue Mobilität wird mit diesem Energiesystem eng verbunden und in der Lage sein das globale Mobilitätsbedürfnis nachfolgender Generationen sicher zu stellen. Sauber und leise.

Aber, wie es scheint, hat der VDA die Wette um die 2 Kisten Champagner nun doch noch nicht verloren. Herr Wissmann verkündete erst kürzlich im Roten Rathaus, dass wir auch weiterhin mit den 15 angekündigten Elektroversionen rechnen können. Allerdings im perfekten Plusquamperfekt-Lobbymodus vorgetragen, damit ist der Wahrheitsgehalt, also die tatsächliche Realisierungswahrscheinlichkeit, zumindest fraglich, hört sich aber toll an. Ich war richtig glücklich, als uns der Regierende Bürgermeister dann allen auf die Schulter geklopft hat. Nun wissen wir, dass wir zwar nicht mehr Papst sind, dafür aber Habemus Leidmarkt sagen können.

Ich muss wirklich lernen, mir nicht immer doof vorzukommen, sondern meine Sicht der Welt und der Dinge, die ich bewegen möchte, einfach nur in sich immer wiederholenden Phrasen zu repetieren. Immer und immer wieder. Dann wird es von ganz alleine wahr. Die Medien nehmen es ja bei den Anderen auch auf, drucken und verbreiten es und was schwarz auf weiß geschrieben steht, muss wahr sein. Also, Herr Wissmann, 15 Elektroautos oder 2 Kisten Champus. Sie haben die Wahl..

Wette vom Tagesspiegel eMobility Summit 2012 zwischen BEM-Beiratsvorsitzendem Dr. Jan Traenckner und Dr. Ulrich Eichhorn vom VDA, der die deutsche Automobilindustrie verteidigte und 15 in Serie gefertigte eAutos bis Ende 2014 versprach. Die Wette gilt.

Christian Heep
christian.heep@bem-ev.de

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